Morgens fuhr er früher zur Arbeit, um vor 7 Uhr seinen Alkoholspiegel mit Rum zu erhöhen. Gegen 11 Uhr verschwand er erneut, um seinen Spiegel zu halten. „Meine Kollegen und Kolleginnen wussten, dass ich trinke“, vermutet er heute. Doch sie sagten nichts.

Wolfgang gehörte zu den 1,7 Millionen alkoholabhängigen Menschen in Deutschland. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Abhängigkeit als „einen seelischen, eventuell auch körperlichen Zustand, der dadurch charakterisiert ist, dass ein dringendes Verlangen oder unbezwingbares Bedürfnis besteht, sich die entsprechende Substanz fortgesetzt und periodisch zuzuführen“. Alkoholabhängige können nicht anders, sie müssen trinken – Alkoholabhängigkeit ist eine anerkannte Krankheit.

Suchtkranke Menschen bemühen sich meist, ihre Abhängigkeit geheim zu halten und leiden selbst unter ihrer Krankheit und deren Folgen. Ihre Angehörigen leiden ebenfalls, unterstützen jedoch die Abhängigkeit oft unbeabsichtigt, indem sie sich beispielsweise den Suchtkranken beim Arbeitgeber entschuldigen oder den Konsum kontrollieren.

Auch Wolfgangs Frau versuchte das – und stets dachte er sich neue Verstecke aus. Am Ende verbarg er die Rumflasche in der Garage. Als er eine Herzattacke bekam, empfahl der Arzt ihm Abstinenz. Acht Jahre lang hielt Wolfgang durch. „Jeder Tag war ein neuer Kampf“, erinnert er sich, „denn meine wirklichen Probleme hatte ich nicht aufgearbeitet.“ Mit angeblich alkoholfreiem Apfelwein begann der Rückfall.

Der Ausstieg gelang ihm erst, als ein Kollege die Leitung des Krankenhauses informierte. Nach einem Gespräch wurde Wolfgang vom Dienst suspendiert, allerdings mit dem Versprechen: Wenn er sich in einer Therapie erfolgreich seiner Abhängigkeit stellen würde, bekäme er seine Stelle zurück.

Wolfgang wandte sich an eine Beratungsstelle und begab sich danach in eine stationäre Behandlung.

Seitdem lebt er abstinent, geht regelmäßig in eine Selbsthilfegruppe und arbeitet darüber hinaus für den Verband, dem die Gruppe angehört. Seine Arbeitsstelle bekam er zurück. Und sein Chef wunderte sich, denn plötzlich war Wolfgang nicht mehr stets verfügbar. In der Therapie hatte er gelernt „Nein“ zu sagen, wenn er Nein meinte.

Ihm gelang der Ausstieg aus dem Teufelskreis der Sucht, der Alkohol regiert heute nicht mehr über sein Leben. Was er anderen Menschen gerne mit auf den Weg geben möchte? Kritisch zu sein, wenn es um Stoffe geht, die süchtig machen können - und sich nichts vorzumachen.

 

Wolfgang trinkt nicht mehr. Er sagt jetzt Nein.

Es begann schleichend. Bei der Bundeswehr trank Wolfgang regelmäßig, während seiner Ausbildung zum Krankenpfleger griff er weiter zur Flasche. „Damals war ich nicht abhängig, aber ich trank zu viel Alkohol“, sagt er. Ähnliches könnten zwei Millionen Menschen in Deutschland von sich sagen.

Als er dann im OP-Saal eines Krankenhauses arbeitete, kam Ärger mit dem Chef hinzu. Versprechen wurden gegeben und gebrochen, Wolfgang spülte den Frust und Ärger mit Alkohol herunter. Schließlich brauchte er immer einen gewissen Alkoholspiegel im Blut, um normal zu wirken und um zu verhindern, dass seine Hände zitterten.

ERROR: Content Element with uid "307" and type "gridelements_pi1" has no rendering definition!