Medikamente

Unberechenbare Wirkstoff-Mischung

Wirkstoffe in Medikamenten haben vieles gemeinsam: Beide gelangen meist über die Schleimhäute von Magen und Dünndarm ins Blut. Beide wirken oft an denselben Schaltstellen im Gehirn. Beide werden in der Leber abgebaut. Sie können daher ihre Wirkung gegenseitig verstärken oder abschwächen. Dadurch steigt die Unfallgefahr – nicht nur im Verkehr. Es können auch lebensbedrohliche Herz-Kreislauf-Probleme oder Vergiftungen auftreten.

Leider gehen viele Beipackzettel auf dieses Problem nicht ein. Fragen Sie deshalb  immer in Ihrer Arztpraxis oder Apotheke nach, ob sich ein Medikament mit Alkohol verträgt. 

Schon geringe Mengen Alkohol wirken ähnlich wie Arzneimittel, die das Gemüt beeinflussen: angstlösend, entspannend und beruhigend. Daher verstärkt Alkohol die Wirkung aller Medikamente, die dämpfend auf das Gehirn wirken. Das sind vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel, insbesondere Benzodiazepine, aber auch Arzneimittel gegen Depressionen, Psychosen, Epilepsien oder opiathaltige Schmerzmittel.

Ähnlich ist es bei Medikamenten, die Angst lösen und in heitere Stimmung versetzen. Schon wenig Alkohol kann ihre Wirkung um ein Vielfaches verstärken. Das ist im Verkehr gefährlich: In beschwingter Stimmung fühlen sich die Fahrer fit und merken nicht, wie unaufmerksam sie sind.

Zudem verlängert Alkohol die Wirkung des Medikaments, weil der Wirkstoff langsamer abgebaut wird – man nimmt die nächste Tablette eventuell zu früh. Die Folge: Arzneimittel, bei denen die dämpfende Wirkung normalerweise kaum auffällt, senken schon nach einem Glas Bier die Aufmerksamkeit deutlich.

Psychopharmaka sind häufig mit Nebenwirkungen wie Benommenheit, Schwindel, Übelkeit, Konzentrationsstörungen oder Störungen der Merkfähigkeiten verbunden. Auch diese unerwünschten Begleiterscheinungen können durch Alkohol verstärkt werden. Bei größeren Alkoholmengen besteht die Gefahr eines Verwirrtheitszustandes (Delir).

Die Einnahme von Schmerzmitteln und bestimmten Antirheumatika ist häufig mit Magen-Darm-Beschwerden verbunden. Die schädliche Wirkung auf den Magen wird durch Alkohol verstärkt. Das Risiko für Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre und Blutungen steigt.

Alkohol erweitert die Blutgefäße und senkt dadurch den Blutdruck. So kann er die Wirkung von Blutdruck senkenden Mitteln verstärken: Es kann zu gefährlichen Blutdruckabfällen und Kreislaufproblemen kommen.

Auch Diabetes-Medikamenten, die den Blutzuckerspiegel senken sollen, kann der Alkohol in die Quere kommen. Denn Alkohol stört die Leberfunktion und bremst die Leber dabei, neuen Zucker zu bilden, so dass der Blutzucker stärker abfällt als gedacht.

Schließlich verträgt sich Alkohol schlecht mit Mitteln gegen Allergien. Deren gefürchtete Nebenwirkung ist Müdigkeit. Alkohol verstärkt die Müdigkeit, sogar bei Mitteln, die normalerweise nicht müde machen.

Band 5 der Suchtmedizinischen Reihe - "Medikamentenabhängigkeit". Der Band enthält umfangreiches Grundwissen zu Medikamentenabhängigkeit: Ein Kompendium für Ärzte & Ärztinnen und psychosoziale Berufsgruppen in der psychotherapeutischen Versorgung & der Sozialarbeit. Zum Download

"Medikamente - Ab wann sind sie riskant?" Das Heft informiert Interessierte und Betroffene in Leichter Sprache über Medikamente, die abhängig machen können. Zum Download

Broschüre „Immer mit der Ruhe… Nutzen und Risiken von Schlaf- und Beruhigungsmitteln“. Zum Download

Flyer “Medikamenteneinnahme: Risiken vermeiden - 4-K-Regel“. Zum Download

Internetseite www.medikamente-und-sucht.de der DHS mit Informationen zu unerwünschten Wirkungen: Abhängigkeit und Missbrauch

Die Broschüren können kostenlos bestellt werden unter DHS / Informationsmaterial