Angehörige

Das Bier zum Feierabend, der Wein zum Essen, der Sekt beim Familienfest – Alkoholkonsum ist in Deutschland gesellschaftlich breit akzeptiert und gehört für viele Menschen ganz selbstverständlich zu ihrem Alltag. Kinder und Jugendliche erleben in ihrem familiären Umfeld, wie Eltern, Verwandte und andere nahestehende Personen mit Alkohol umgehen. Und dabei lernen sie am Vorbild.

Wichtig zu wissen: Alkoholkonsum ist immer riskant – vom ersten Schluck an. Das betonen Expert:innen des Wissenschaftlichen Kuratoriums der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen in ihren Empfehlungen zum Umgang mit Alkohol. Und: Kinder und Jugendliche sollten überhaupt keinen Alkohol trinken. Denn das birgt zahlreiche gesundheitliche und entwicklungspsychologische Risiken. Zudem ist das Risiko, an einer Alkoholabhängigkeit zu erkranken, für junge Menschen umso höher, je früher und je regelmäßiger sie Alkohol trinken.

Eltern sind daher auch in puncto Alkoholkonsum als Vorbilder gefordert. Das illustriert ein Kurzvideo der der Niederländischen Alkoholpräventionskampagne www.ziendrinkendoetdrinken.nl anschaulich und ohne erhobenen Zeigefinger.

Suchterkrankungen in der Familie

Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich schleichend, oft über Jahre hinweg. Nach wie vor zählt Abhängigkeit zu den großen Tabus in unserer Gesellschaft. Insbesondere Familien mit einem alkoholabhängigen Familienmitglied wenden häufig sehr viel Energie auf, um die intakte „Fassade“ aufrechtzuerhalten. Suchterkrankungen erfassen gesamte Familiensysteme. Sie betreffen - mehr oder weniger - sämtliche Personen aus dem nahen Umfeld des/der Abhängigen.
 

Nahestehende Menschen und Partner:innen

Bis zu acht Millionen Angehörige alkoholkranker Menschen leben in Deutschland. Sie erfahren zahlreiche Belastungen. Viele sorgen sich um die Gesundheit des alkoholabhängigen Angehörigen, fühlen sich hilflos und ohnmächtig, einsam, alleinverantwortlich und oftmals nicht ernst genommen. Zudem können sie selbst als Folge der Abhängigkeit ihres Angehörigen unter gesundheitlichen Problemen leiden. Hinzu kommen Zukunftsängste, finanzielle Belastungen, Trauer und Verlust sowie Scham und Schuldgefühle. Wichtig ist, dass Angehörige selbst Hilfe annehmen, – sei es durch eine Suchtberatungsstelle, eine Selbsthilfegruppe oder andere Einrichtungen.
 

Kinder von abhängigkeitserkrankten Eltern

„Ein Kind bekommt das alles nicht so mit“ – Diese Vorstellung ist zwar weit verbreitet, doch Kinder merken mehr als man denkt. Auch wenn Erwachsene versuchen, den Suchtmittelkonsum zu verstecken: Kinder haben feine Antennen dafür, wenn etwas mit ihren Eltern nicht stimmt oder es ihnen schlecht geht. Oft ist die familiäre Situation unberechenbar, was zu Verunsicherung und Enttäuschung führen kann. Kinder aus Suchtfamilien müssen häufig extreme Stimmungswechsel und Auseinandersetzungen in der Familie aushalten.

Schätzungsweise 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche leben in einem Haushalt, in dem mindestens eine erwachsene Person eine alkoholbezogene Störung aufweist. Hinzu kommt: Viele Mütter und Väter leben ihren minderjährigen Kindern einen gefährlichen Alkoholkonsum vor.

Jugendliche und junge Erwachsene aus suchtbelasteten Familien

Unter dem Reihentitel „Ich finde meinen Weg“ hat die DHS mit Unterstützung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fünf animierte Videos für Jugendliche und junge Erwachsene aus suchtbelasteten Familien produziert. Die etwa anderthalbminütigen Kurzfilme widmen sich zentralen Themen des Jugend- und jungen Erwachsenenalters: Ablösung von Zuhause, Liebe, Umgang mit Alkohol, Berufswahl und Selbstfindung. Die Videos sind als Playlist im YouTube-Kanal der DHS hinterlegt und werden von einem Faltblatt flankiert, das die zentralen Inhalte aufgreift und z.B. von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren bei ihrer Arbeit mit der Zielgruppe genutzt werden kann. Kostenlose Bestellung über das Bestellcenter der DHS.

Weitere Informationen

Die folgenden Broschüren und Flyer zur Thematik sind für alle Interessierten auch im Bestellcenter der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) verfügbar:


Linktipps

  • Nacoa Deutschland, Interessenvertretung für Kinder aus Suchtfamilien e.V.: www.nacoa.de
  • Wissensnetzwerk Kinder in suchtbelasteten Familien (für Fachleute und Interessierte): www.w-kis.de